Es gibt Leute, die messen Performance in Watt. Und andere, die messen sie in Staub. Wir gehören zu Letzteren. Denn Asphalt ist bequem, aber er erzählt nichts. Kein Knirschen, kein Rutschen, kein Leben. Diese Woche fahren wir dorthin, wo Straßen aufhören, sicher zu sein – und anfangen, interessant zu werden. Ein Feierabendride für alle, die wissen: Grip ist nicht im Material, sondern im Kopf. Die Route: fließend, manchmal ruppig, nie langweilig. Ein Mix aus Forst, Feld und Fragmenten von Asphalt, der lieber Deko wäre als Untergrund.
Wir fahren diese Woche wie ein alter Kampfjet im Tiefflug: nah an der Erde, unter dem Radar, durch Gelände, das andere meidet. Keine Spur auf Strava, kein Blümchen am Wegrand, aber dafür Flow im Unterholz, Schotter unter den Stollen und Stille im Ohr.
Nicht jede:r mag’s dreckig. Aber Berlin war nie für Glätte gebaut. Manche hätten es gern fein und ordentlich. Wir nehmen lieber Staub statt Sterilität, Kanten statt Katalog. Akuell wird Berlin aufpoliert, durchgeplant, durchgentrifiziert. Aber keine Sorge: der Dreck ist noch da – zwischen Bahndamm und Brache, Altbau und Asphaltkanten. Und genau da fahren wir durch.
Kein Ride für Postkartenfotos, sondern für Leute, die sich im Staub wohler fühlen als im Stadtmarketing. Ein Ride, der den Blick schärft – für Brüche, Zwischenräume, Übergänge. Kein Pathos, kein Asphalt-Wellness. Sondern ehrlicher Dreck mit Attitude.
Wenn Berlin einmal den Kreis schließt: Diese Woche ging’s auf einer ausgedehnten Südrunde durch vertraute Ecken und überraschende Verbindungen. Asphalt trifft Waldkante, Hochhäuser auf Gartenlaubenidylle. Vom wilden Rand Neuköllns über Alt-Treptow, unter den Hochbahnen Kreuzbergs entlang, durch Schönebergs Hinterhöfe und zurück über Marienfelde und Lankwitz.
Wir fahren eine klassische Spätsommerrunde: leichtfüßig, ruhig, mit kleinen Trails, gutem Flow und genug Tempo, um warm zu bleiben. Und vielleicht auch ein bisschen, um dem Herbst noch nicht ganz ins Gesicht zu schauen.
Am Donnerstag rollen wir gen Osten – dorthin, wo vor Jahrhunderten die staubigen Räder der Postkutschen quietschten: nach Erkner, einst bekannt als Arkenow. Die Stadt entstand als klassische Umspannstation auf halber Strecke zwischen Berlin und Fürstenwalde – etwa 30 Kilometer, die man zu Pferd oder mit der Kutsche an einem Tag zurücklegte. Damals: Tagesreise. Heute: Feierabendausflug. Wir folgen alten Wegen, schnellen Forststraßen und weichen Singletrails, vorbei an Kiefern, Kanälen und Seen. Die Route ist flüssig, aber nicht langweilig – ein kleiner Ausflug in die Geschichte, durch Natur, Gegenwart und ein bisschen Patina. Ob du dabei an Kutschfahrten denkst oder einfach nur ans nächste Bier nach dem Ride: Hauptsache, du sitzt fest im Sattel.
Die Strecke am kommenden Donnerstag fällt mit 48km vergleichsweie kurz aus, bringt aber alles was man […]
Unser "Dreckiger Donnerstag" führt Euch diesmal in den tiefen Süden – dorthin, wo der Berliner Betontrieb wieder fröhliche Urstände feiert: rund ums Schönerfelder Kreuz, das jetzt noch mehr Blech, Lärm und CO₂ in die Landschaft spuckt. Wer also noch einen Beweis dafür brauchte, dass Infrastrukturpolitik aus den 60ern wieder en vogue ist – voilà. Wir setzen lieber auf Gravel statt Gaspedal. Die Strecke durchquert das Kreuz gleich mehrfach, bleibt dabei aber auf der klügeren Seite der Geschichte: auf Forstwegen, Feldrändern, und zersetzten Industriepfaden. Wer den Autowahn spüren will, kann ihn hören – aus sicherer Distanz. Wer lieber mit Menschen statt Motoren unterwegs ist, tritt einfach mit.
Passend zum Wetterumschwung und der neuen Hitzewelle besuchen wir Kaniswall. Dies ist sowohl ein Ort der Eiszeit wie der Heißzeit: hier wurde 2015 die bislang höchste Temperatur der Region gemessen, gleichzeitig handelt es sich bei dem 41,2m hohen Sandhaufen um einen Überrest der letzten Eiszeit. Der Hügel ist der südlichste Ausläufer des Barnims.