Bisher nur Bahnhof verstanden?


Du fährst Gravelbike in Berlin? Kommst vom Rennrad, bist frisch im Bikepacking-Fieber oder willst einfach nur raus aus der Stadt, rein in den Matsch? Willkommen bei CXBerlin – der Community für Cyclocross, Schotterromantik, urbane Schleifen und gebogene Lenker.

Kein Wunder, dass man da anfangs nur Bahnhof versteht – wer neu aufs Gravelbike steigt, stolpert nicht nur über Wurzeln, Sand und Schotter, sondern auch über jede Menge kryptisches Vokabular. Zwischen „Späti-Stop“, „Müggelmodus“ und „Wurzelwache“ wirkt selbst das schlichte Fahrrad plötzlich wie ein Rätselapparat aus einer Parallelwelt.

Damit du bei unseren Touren, im Wald oder an der S-Bahn-Endhaltestelle nicht völlig lost bist, haben wir die wichtigsten Begriffe aus der CXBerlin-Welt gesammelt. Für Neulinge, Alteingefleischte und alle, die mitreden wollen, wenn jemand „Kette rechts“ ruft. Egal ob du die Dichtmilch noch suchst oder schon längst im Loop hängst – hier findest du die Wörter, mit denen wir Schotter lieben, Pflaster fluchen und Feierabend definieren.

A

Arschrakete
Große Satteltasche am Gravelbike. Entweder sauber gepackt oder hinten völlig verwackelt. Inhalt: Schlafsack, Müsliriegel, Lebenszweifel. Der Klassiker auf Grevets, oft inklusive Raschelgeräusche.

Anlieger (Berliner Art)
Kurve, die eigentlich keine ist. Sandloch mit Neigung, direkt an der B1. Technisch anspruchsvoll. Optisch: Baugrube.

Atzepampe
Brei aus Schlamm, Laub und Hundekacke, den man sich ab Oktober automatisch ins Gesicht fährt.


B

Ballern
CXBerlin-Grundhaltung: Nicht reden, nicht bremsen, einfach durch. Gilt für Singletrail, Bahnweg, Betonplatten.

Bergwertung
Höhenmeter made in Berlin: Teufelsberg, Arkenberge, Müggelturm. Alles unter 120 hm zählt als Training

Berlinumrundung
Einmal rund um Berlin – 250 km, 10 Bezirke, 100 Fragen ans Leben. Mal Solo, mal als Segmentjagd, oft mit Späti-Ende. Klassischer CXB-Härtetest: lang, staubig, legendär.

Brandenburger Brett
Schnurgerade, windanfällig, psychisch zermürbend. Wer hier überzieht, verliert in Köpenick.

Bock auf Bock
Berliner Form der Vorfreude auf Radfahren. „Na, haste Bock?“ – „Klaro, Bock auf Bock!“


C

City Cross
Urbane Querfeldein-Serie. Keine Absperrungen, kein Applaus – nur Asphalt, Kies und Kanten.

CX-Triage
Nach dem Sturz: Check von Material, Körper und Ego.

CX (Cyclocross)
Querfeldein mit Stil, Tempo und Matsch. Offiziell Wintersport – bei uns ganzjährig.

.gpx (Trackdatei)
Standardformat für Streckendaten. Für Navigationsgrät.


D

Dreckiger Donnerstag
Feierabendrunde mit Tiefgang. Neue Strecke, altes Ziel: platt, dreckig, glücklich.

Dichtmilch-Moment
Du stehst mitten im Wald, die Milch spritzt – es zischt. Dichtmilchparty.

Dreckfresse
Nicht die Beleidigung. Sondern dein Gesicht nach 2 h Rummelsburger Offroad.

Durchseuchter Grünstreifen
Google Maps nennt’s „Radweg“, du nennst es Rentner-Feldweg mit Brennnesseln.


E

Einstiegswiderstand
Psychologische Hürde vorm Aufbruch. Gern am Sonntag bei Schneeregen um 07:30.

Einsteiger*innenfreundlich
Wird gesagt. Meint: Keine Treppen, nur 30 % Sandanteil.


F

Feierabendrunde
Ritualisierte Eskalation nach 18:30 Uhr.
60–80 km, 2-3 Stunden Licht, 0 Stunden Mitleid. Schnell noch raus, bevor der Alltag dich frisst. Ballern, Banane, Bier (in genau der Reihenfolge).
Ziel: Späti oder Erkenntnis. Manchmal beides.



Flarebar
Typischer Gravel-Lenker mit ausgestellten Drops – mehr Kontrolle, mehr Breite, mehr Style.

Funkloch-Feeling
Ab Heiligensee bist du allein mit dir, deiner Route und dem Mondlicht.


G

Gravel (Berliner Definition)

Locker definiert in DIN 4022 (bzw. ISO 14688), als körniges Gemisch aus Kies (größer als 2 mm), Sand (0,063–2 mm) oder Feinschluff (< 0,063 mm) – typischer Aufbau natürlicher Böden. Tatsächlich ist Gravel alles, was rollt, knirscht und dich von Asphalt weglockt – egal ob Sand, Splitt oder Brandenburger Betonplatte. Egal ob Grobsand (gS), Feinkies (fG) oder sogar Schluff – für uns ist jede Körnung willkommen, solange sie dir Beine macht, schaut dich aber gern beim Plattfahren aus. Kurz:

  • Grobkörnig? Guter Grip.
  • Feinkörnig? Rutschiger Spaß.
  • Mischung? Abenteuer pur.

Die Norm sagt > 20 mm ist Grobkies – klingt unnötig exakt. CXB meint: Wenn du rauf fährst und es knirscht – ist es Gravel.“
Zusammengefasst: Idealgröße ist, was gerade unter deinem Reifen vibriert – von feinem Sand bis zu grobem Kies, Hauptsache Dreck + Dynamik.

Grevet
Mischung aus Brevet und Gravel. CXBerlin-typisch mit Fokus auf Feingravel. Kein Support, keine Medaillen – nur Geschichten.

Gruppe 1
Bezeichnung für die schnellste Startgruppe bei CXBerlin-Ausfahrten – nicht immer die stärkste, aber definitiv die ehrgeizigste.
Synonym für: frühes Ballern, wenig reden, hohes Risiko für Platten, aber gute Chancen auf den Späti als Erste.
Tipp für Neulinge: Nur reingehen, wenn du „Bock auf Bock“ UND „Kette rechts“ im Blut hast.


H

Hinterradlinie
Blind dem Vordermann folgen. Auch durch Matsch, Morast und Mauerreste.

Hinterbau
Rahmenteil, der das Hinterrad aufnimmt. Sitzstreben + Kettenstreben = dein Fahrgefühl. Nun ja.


I

Innenlager
Verbindet die Kurbelarme. Wenn’s knarzt, beginnt der Spaß.

Instapause + Streckensabotage = Social-Bremsmoment.

Irrläufer
.gpx-Fehler, der alle vom Kurs bringt. CXB-Klassiker.


J

Jutebeutelmentalität
Kein Bikepacking-Setup, nur Rucksack oder Stoffbeutel. Mutig.

Joghurtdeckel
DIY-Schutzblech. Selten effektiv, oft lustig.


K

Kurbelarm
Verbindet Tretlager mit Pedal. Zwei Stück, ein Ziel: Treten.

Kettenblatt
Kette + Kassette + Kettenblatt = dein Antrieb.

Kette rechts
Codewort für: Ich geb alles. Fragt mich nix.

Kompaktkurbel
Kurbel mit kleinen Blättern. Brandenburg-Approved.

Körner
Verbleibende Energie: „Ich hab noch ein paar Körner.“

Kompaktmodus
Wenn alles wehtut und du in den leichtesten Gang flüchtest.

Kassette
Ritzelpaket am Hinterrad. Macht dein Bike schnell oder langsam.

Kunstberge – künstlich aufgeschüttete Berge aus Müll, oft Tour‑Highlight


L

Loop
CXB-Runde. Meist 60–80 km, selten trocken, nie langweilig.

Langfingerfreundlich
Bike ohne Schloss am Bahnhof. Berlin: riskant.

Laufradsatz
Zwei Räder. Gewicht entscheidet über Laune.


M

Matschorgel
Antrieb ab km 25 im Winter. Geräuschkulisse: tragisch.

Mietmaul
Influencer:in mit Rabattcode statt Meinung.
Taucht plötzlich mit Factory-Fit-Out auf, hat aber noch nie ’nen Platten in Brandenburg gewechselt. Erzählt dir bei 18 km/h von Wattwerten und Werbung, während du gerade dein Dichtmilch-Trauma verarbeitest.

Lieblingssätze:
„Ich hab da ’ne Kooperation“
„Kannst du kurz filmen?“
„Funktioniert echt super für mich!“

Müggelmodus
Zustand zwischen Durchhalten und Durchdrehen. Ostwind? Sand? Welcome.

Motzspur
Fluchen ab Platten Nr. 2. Gehört dazu.


N

Nightride
Stirnlampe trifft Vollmond. Orientierung optional.

Nippelspanner
Kein Fetisch, kein Kink – sondern ein Werkzeug zum Zentrieren von Laufrädern. Winzig, präzise, gnadenlos ehrlich. Wer ihn braucht, hat meistens einen Achter – und schlechte Laune.

Nabe
Zentrum des Rads. Wenn sie Spiel hat, hast du’s bald auch.


O

Ostschotter
Alles ab Karlshorst. Sandiger. Wurzeliger. Wilder.

Oberrohr-Balance
Rad schultern, aufsteigen, abrutschen. Querfeldein-Klassiker.


P

Party Pace
Das Gegenteil von Rennstress. Bei CXBerlin: gemeinsam fahren, labern, lachen, Pausen machen. Keine Wattmessung, aber maximaler Spaß.
Typisch für sachtere Samstage, After-Ride-Späti-Touren und jede Runde, bei der man mehr snackt als segmentjagt.

Pannensegen
Wenn es eine Weile gutgeht. Danach: pffft.

Plattenbaupassage
Typischer Abschnitt. Fahrbar. Funktional. Berlin halt.

Pavé
Französisch für „autofahrerfeindliches Pflaster“.

Pumpenphilosophie
Bar-Diskussion auf dem Parkplatz. „1,8 oder lieber 2,1?“

Poller
Stadtmöblierung mit Feindkontakt.
Steht immer da, wo du’s nicht erwartest: zwischen zwei Platten, mitten im Trail oder genau im Funkloch. Aus Stahl, Beton oder Seele raubendem Kunststoff – aber immer so platziert, dass du drüber nachdenkst, was dein Lenker dir eigentlich getan hat.

In der Gruppe oft Vorwand für Kettenriss, Sturz oder Stylebruch.
Ausruf: „Pooooller links!“


Q

QR / Steckachse
Radbefestigung. Schnellspanner = oldschool, Steckachse = stabil, festgefressen.


R

Rehblick
Leeres Gesicht nach letztem Anstieg. Ringbahn-Fantasie inklusive.

Routenplaner (CXB)
Digitale Magie. Funktioniert.

Reifendruckgespräch
Fachgesimpel über PSI. Endet selten unter 10 Minuten.


S

Sachter Samstag
Einsteigerfreundliche Kuchenrunde mit Schotterquote.

Sandenburg
CXB-Begriff für das sandige Nichts um Berlin herum, der Begriff wurde wie vieles alsbald von CoypCats gekapert.

Segment-Soziologe
Langsam, aber informiert. Redet mehr als er fährt.

Späti-Stop
Der wahre Zielpunkt jeder Runde. Molle, Mate, Haribo.


T

Tubeless-Trauma
Du hörst: „psssst“. Du weißt: Wochenende gelaufen.

Teufelsberg-Test
Oben: Wer noch reden kann, muss wieder runter.

Tretlager
Mechanisches Herz deines Bikes. Bei Knarzen: Opfer oder Werkzeug.


U

Umwerfer
Schaltet deine Kette von Blatt zu Blatt – wenn er will.

Unterwegsverzweiflung
Kombi aus Hungerast, falschem Weg und Regen.


V

Vorbau
Verbindet Lenker und Rahmen. Falsch eingestellt = Schmerzen.

Verkomootet
Verfahren dank schlecht ausgewählter Naviapp (oder Ego).


W

Wurzelwache
Wurzelstrecke deluxe. Zähneklappern inklusive.

Watt
Zahl oder Gefühl. Bei CXBerlin: „Wattig halt.“

Wegbier
Dafür sind doch die kleinen Biepackingtaschen am Lenker entworfen worden?!?


Z

Zugspannung
Bremszug zieht… oder reißt. Du entscheidest.

Zahnkranz
Siehe Kassette. Gilt für Fans präziser Begriffe.

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